Aus Platzgründen musste der eigentliche Grund meines Aufenthalts in Fiji leider aus den vorherigen Beiträgen verbannt werden. Aber damit es nicht so aussieht, als ob ich hier gar nix mache, gibt es jetzt einen ganz eigenen Bericht über das Studium, den Campus und meine Hausaufgaben. JAAAA – richtig gehört – hier gibt es Hausaufgaben. Texte, die wir lesen sollen. Fragen, die beantwortet werden wollen … und … und … und …
Die USP hat 14 Mitgliedsländer und verschiedene Campusse/Campen/Campi – oder so. Insgesamt sind hier auf dem größten Campus, dem Laucala (gesprochen Lauthala) Campus in Suva, 22 000 Studenten. Wobei einige auch ein Fernstudium machen. Die sind also nicht hier direkt vor Ort. Die Studenten werden unterteilt in lokals (aus Fiji), regionals (aus den anderen USP-Mitgliedsländern) und internationals (alle die von weiter weg als Tonga kommen). Das sorgt für eine bunte Mischung und auch dafür, dass hier alle Fächer auf Englisch angeboten werden müssen. Das mit dem Englisch nehmen manche ernster als andere – manchmal kann man das nämlich kaum noch identifizieren und auch Muttersprachler tun sich hier gelegentlich schwer Manche der Studenten und auch manche der Professoren sind schon äußerst schwer zu verstehen und weil hier jeder seinen eigenen Akzent hat, kann man sich auch nicht dran gewöhnen, sondern versucht einfach jeden Tag sein Bestes Hat aber auch Vorteile: Wenn man mal nicht weiß, wie man das sagen kann, was man sagen will, hat jeder Verständnis für geradebrechte Beschreibungen, pantomimische Einlagen und kurze Sonntagsmaler-Spiele. Man muss aber selbst auch mitmachen, wenn wieder mal jemand nicht weiß, was Schrank heißt, oder „Haben Sie es schon mal mit einer Systemwiederherstellung probiert?“ oder sowas.
Ich belege hier jetzt 3 Kurse, wobei es sein kann, dass auch 2 gereicht hätten. Hier geht man davon aus, dass 3 Kurse einer 40-Stunden-Woche entsprechen. Es gibt aber auch Studenten, die 4 Kurse machen. Aber ganz verstanden habe ich das sowieso noch nicht. Es gibt unterschiedliche Level (je nachdem in welchem Jahr man mit seinem Studium ist) und die sind unterschiedlich viel Wert (wonach oben gegebene Stunden-Erklärung nur bescheiden viel Sinn macht). Wenn ich das während meinem Aufenthalt hier noch verstehe, gibt es einen Nachtrag.
Es kann aber auch einfach sein, dass es unlogisch ist. Passiert hier öfters mal – insbesondere wenn es um Organisation und Verwaltung geht. So wurde nämlich keines der gefühlten 38 Fotos, die ich hierher geschickt habe, für meinen Studentenausweis benutzt, sondern alle Studenten (ja, alle 22 000) mussten innerhalb der ersten Woche in ein provisorisch eingerichtetes Büro marschieren, in dem genau eine Person (ja, nur eine für alle 22 000) Fotos von allen gemacht hat. Dafür saßen wir dann etwa 4 Stunden rum und haben gewartet, bis wir drankamen. Und das war auch nur so kurz, weil wir morgens um 7 schon da waren. Auch mussten wir uns in der ersten Woche für jeden einzelnen Kurs eine Erlaubnis einholen. Sonst darf man den Kurs nämlich nicht belegen. Dafür wird man auf eine Schatzsuche über den Campus geschickt und muss jeden Professor einzeln finden, da warten, als International student erstmal erklären wer man so ist und dann bekommt man eine Unterschrift und einen Stempel (hätte man auch mit einer Kartoffel selbst stempeln können, aber macht ja nix). Soweit zumindest in der Theorie. Praktisch sieht das dann eher so aus, dass keiner der Professoren auffindbar ist, man doch im Nachbarbüro nachfragt und dann vor irgendwem über den Campus geschickt wird, zu jemandem der zwar nicht den Kurs halten wird, aber das auch unterschrieben kann. Wenn man aber früh genug im International Office (am besten schon von zu Hause aus) fragt, machen die das manchmal schon vorher für einen! Also am besten mal nachfragen.
Die Kurse, die ich belege tragen die kryptischen Namen MS201, MS311, EC304. Dabei handelt es sich zum einen um „Introduction to ocean resource management“, eine „directed study“ (Thema ist selbst zu wählen und in meinem Fall wird es wohl auf Management von Mangrovenwäldern hinauslaufen, mit besonderem Blick auf deren Wasser-Reinigungsleistung, oder sowas – da muss ich dann Flüsse runterkayaken und Proben sammeln. Ich tu mir schon selbst fast leid ;-)) und „Development Economics“ – also Wirtschaft in Entwicklungsländern, wieso das so ist, wie sich das entwickelt und wie es verbessert werden könnte. Sind alles wirklich spannende Kurse, aber mehr Arbeit, als 3 Kurse an der FH in Flensburg Das liegt wahrscheinlich an all den Essays, Papers, unangekündigten Tests, daran dass Mitarbeit benotet wird, den Midterm-exams und den Präsentationen, die zu halten sind. Das alles wird dann am Ende noch mit einer großen Abschlussklausur ergänzt. Da mir meine Kurse aber wirklich gut gefallen, finde ich das alles aber nicht schlimm, sondern eher spannend. Viel blöder finde ich, dass ich zwar zwei Tage frei habe, aber das sind Dienstag und Mittwoch, also leider kein langes Wochenende, an dem ich herumreisen könnte. Für die Tutorials ist nämlich leider Anwesenheitspflicht und man muss sich immer schön beteiligen; gibt nämlich auch ne Note und ist ungefähr 10% der Gesamtnote wert – oder so. Aber dafür gibt es ja dann eine etwas verlängerte Woche Mid-term-break (um Ostern rum) und auch eine Study-Week vor den Klausuren. Ich werde also nach Möglichkeit vorher lernen und unter der Woche fleißiger sein, damit ich hier auch mal spannendere Berichte schreiben kann. Vielleicht gibt es dann Berichte vom Segeln in den Mamanacas, oder vom Schwimmen mit Rochen, oder vom Kava trinken mit Häuptlingen und dem Leben im Dorf, oder vom Kayak fahren durch Gegenden, in denen kaum eine Menschenseele je gelebt hat, oder vom Schildkröten streicheln, oder von der Orchideen-Insel, oder vom Wandern in Sanddünen, oder vom Tauchen mit Haien zur Fütterungszeit (oder vom Tauchen überhaupt – ohne Haie wäre ja auch schon mal was), oder vom Wassertaxi, oder von alten – so alt, dass sie in Griechenland aussortiert wurden vor 30 Jahren (!!!OMG!!!) – Fähren, oder einfach nur vom Inselhopping. Ich werde mich also anstrengen, auf das die Alternativkarriere (wenn das mit dem Studium doch noch schiefgeht, so kurz vor Schluss) als Reise-Dingens-Test-Tuse schon mal gut vorbereitet ist.
Also: Stay tuned! Bis es wieder heißt: Lena hat Internet und Orm* zugleich!
Liebste Grüße,
Lena
*lese hierzu: Walter Moers “Die Stadt der träumenden Bücher“